Starnberger SZ vom 9. November 2001


Kurzak-Gutachten löst hitzige Debatte aus
Trotz geringer Entlastung:
Votum für Westtangente

Geplante Trasse wird nur zehn Prozent des Verkehrs aufnehmen

Von Wolfgang Prochaska

Starnberg - Die Westtangente Starnberg wird für die Kreisstadt nur eine Entlastung von zehn Prozent bringen. Das ist das Ergebnis des Verkehrsgutachtens von Harald Kurzak. Die Mitglieder des Kreisausschusses zeigten sich gestern in der Sitzung über die Zahlen enttäuscht. Dennoch sollen die Planungen weiter verfolgt werden.

   Denn laut Landrat Heinrich Frey, der die hitzige Debatte leitete, braucht Starnberg unbedingt eine Entlastung. "Wir ersticken im Verkehr", betonte er sichtlich verärgert. Zuvor hatten Peter Unger (Grüne), Ekkehard Bülow und Monika Meyer-Brühl (beide SPD) sowie Gisela Forster (Freie Gruppierung) den Bau der Straße in Frage gestellt, und damit eine Grundsatzdebatte über die künftige

Verkehrspolitik des Landkreises ausgelöst.
   Während Unger von "Flickschusterei" sprach und ein "zukunftsfähiges Mobilitätskonzept" forderte, warnte die SPD angesichts der geringen Verkehrsentlastung vor einem "schnellen" Beschluss, die Straße zu bauen. Meyer-Brühl: "Wir können einer Kostenübernahme doch nicht zustimmen, wenn wir die Kosten noch nicht kennen." Hans Ostermair (Freie Wähler) wunderte sich, dass der Kreis bereit sei, eine Straße zu realisieren, die allein der Kommune zugute komme. "Die anderen 13 Gemeinden zahlen also per Kreisumlage die Westtangente der Starnberger, während Gilching seine Umgehung aus eigener Tasche zahlt." Er forderte, die Lasten gerecht zu verteilen. Frey, der immer ärgerlicher wurde, warf daraufhin SPD und Grünen vor, sie würden Straßenprojekte
verhindern und sich bei Entscheidungen vor der Verantwortung zu drücken.
   Dazwischen ging es auch sachlich zu. Denn der Verkehrsreferent des Kreises, Fritz David, und Jörg Riedmaier vom Straßenbauamt erläuterten das Gutachten von Kurzak und die Möglichkeiten des Baus der Tangente. Je nach Variante liegt die Entlastung zwischen 900 und 1800 Autos am Tag. Dagegen würde der Starnberger Tunnel 60 Prozent des Verkehrs bündeln. Riedmaier sieht dennoch im Bau der Straße eine  Chance: "Da die Tangente eine Kreisstraße ist, sind hohe Zuschüsse und eine schnelle Realisierung möglich". Fritz David appellierte deshalb an das Gremium, den "politischen Willen deutlich zu machen." Das tat der Starnberger Kreisauschuss, der gegen Ungers Stimme den weiteren Planungen zustimmte. (Seite 3)

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